Selbst an den Hochschulen und Universitäten dürften nicht alle Lehrenden eine klare Vorstellung davon haben, was die Hochschuldidaktik ist und wozu es sie gibt. Zweifel dürften überwiegen, ob es sie überhaupt braucht. Schließlich hat die ehrwürdige Universität seit dem 13. Jahrhundert ganz gut funktioniert, auch ohne Hochschuldidaktik.
Es ist zwar nicht ganz wahr, dass die Universität in den Jahrhunderten immer gut funktioniert hat. Sie hatte ihre Krisen, wie sich beispielsweise in dem lesenswerten Bändchen von Stefan Fisch: Geschichte der Europäischen Universität. Von Bologna nach Bologna (C.H.Beck Wissen, 2015) nachlesen lässt. Und Hochschuldidaktik im Sinne des Nachdenkens über die Bildung, die die Universität vermittelt, wie auch des Nachdenkens, wie sie dies tun kann, hat es auch immer wieder gegeben.
Einige Themen der Hochschuldidaktik
Hochschuldidaktik ist eine Wissenschaft, der es darum geht, nach welchen Prinzipien Inhalte für die Lehre augewählt werden. Je umfangreicher die Ergebnisse der Wissenschaften werden, um so mehr braucht es diese Reflexion darüber, welche Prinzipien die Auswahl von Inhalten leiten können. Und selbstverständlich wird in der Hochschuldidaktik auch darüber nachgedacht, wie die Inhalte vermittelt werden können. Schließlich geht es auch um die Prinzipien, die Prüfungen zugrunde gelegt werden. Auch hier gibt es ganz unterschiedliche Konzepte, was und wie geprüft werden soll und nach welchen Maßstäben die Prüfungen bewertet werden können und sollen. Hochschuldidaktik ist daher nicht alleine eine empirische Wissenschaft, sie ist auch eine normative. Sie bezieht sich aauf Ergebnisse der Pädagogik, der pädagogischen Psychologie, der Rhetorik und der Sozialwissenschaften.
Hochschuldidaktik ist eine empirische Wissenschaft. Es gibt ausreichend Fragen, die wir nur mit einer klaren Fragestellung und empirischen Forschungen beantworten können. Welche Methode einen Lernprozess besser unterstützt, ist dabei nur eine der vielen Fragen. Hochschuldidktik ist auch ein normativer Diskurs. Es geht ihr auch um die Begründung grundlegender Ziele der Hochschullehre. Bildungstheorien werden daher auch in ihr diskutiert. Normative Leitvorstellungen werden kritisch und kontrovers dazu herangezogen.
Hochschuldidaktik ist auch ein Programm zur Fortbildung von Lehrenden an Hochschulen. Sie vermittelt grundlegende pädagogische Kenntnisse an Lehrende, die auf Grund ihrer Fachkarriere an die Hochschulen berufen wurden. Experten im eigenen Fach, sind aber noch lange keine Experten, etwas zu lehren. Genau hier hilft die Hochschuldidaktik weiter. Sie zeigt in einer praxisorientierten Perspektive auf, wie komplexe Gegenstände – die Ergebnisse der Wissenschaft – an Studierende vermittelt werden können.
Oder doch besser Wissenschaftsdidaktik?
Sollten wir nicht besser gleich von Wissenschaftsdidaktik sprechen? Die Frage ist berechtigt. Hochschuldidaktik zielt darauf ab, wie Wissenschaft und wissenschaftliche Haltung vermittelt werden können. Sie ist nicht nur selbst wissenschaftlich, sondern sie will helfen, Wissenschaft zu vermitteln. Wissenschaft ist ein herausfordernder Begriff. Es gibt sie nicht im Singular („die Wissenschaft“), sondern nur im Plural („die Wissenschaften“). Niemand unterrichtet Wissenschaft, sondern Chemie, Physik, Soziologie oder Anthropologie. Dennoch gibt es gemeinsame rationale Strukturen von Wissenschaft, um deren Vermittlung es der Wissenschaftsdidaktik geht.
Im deutschen Sprachbereich hat sich der Ausdruck von der Hochschuldidaktik wesentlich stärker durchgesetzt als der Begriff der Wissenschaftsdidaktik. Das ist bedauerlich.